Am 14.12.2012 fand man auf der Webseite von In Südthüringen einen kleinen Artikel von Marco Schreiber. Wie dem meist bei einem zuvor gegebenem Interview so ist, wurden hier einige Fakten am Ende etwas verdreht, die ich hiermit persönlich richtigstellen möchte. Im Grunde genommen ist der Inhalt des Artikels nicht wirklich schlecht, aber eben einige Daten stimmen hier nicht ganz mit den Fakten überein oder wurden leicht verdreht wiedergegeben.
Gefunden hat der Hobbyforscher mit den raspelkurzen Haaren angeblich bisher nur eine winzige Fliege, einen Wadenstecher, acht Millimeter groß und, nach seinem Spitznamen Whips, Stomoxys Calcitrans Whipus genannz. “Mehrere Insektenkundler haben sich das Tier angeschaut und es als neue Art klassifiziert”, sagt Schneider. Der auffälligen Zeichnung wegen habe er die Fliege in einem Wald bei Aschaffenburg eingefangen, wo sie ihn drangsalierte, und Insektenkundlern vorgelegt, die eine bislang unbekannte Art erkannten.
Erstens heisst diese nette Fliege “Whips Wadenstecher” (Stomoxys calcitrans whipus) und ist keine eigene Art, sondern eine bislang einmalig dokumentierte Farbvariation der Wadenstecher, möglicherweise eine eigenständige Unterart oder lediglich ein Einzelexemplar mit regionalem Farbhintergrund zur Tarnung. Mehrere Typen sind hier noch nicht bekannt, was eine Zuordnung zu einer Unterart erschwert.
Erst im Sommer ist Schneider mit Sack und Pack nach Wasungen gezogen.
Hier musste ich sogar richtig schmunzeln, immerhin wird hier ein ganzes Jahr unterschlagen. Wir sind im Sommer 2011 übergesiedelt, nicht 2012, wie es der Artikel darstellt.
Als Beispiel erzählt er von einem kynischen Hirsch, den Cäsar bei seinen Feldzügen gegen die Gallier entdeckt haben will.
Ist beinahe richtig, aber es handelt sich um den Herkynischen Hirschen, der aber nicht von Cäsar entdeckt wurde, sondern im Text Commentarii de Bello Gallico erwähnt wird, welcher Cäsar zugeschrieben wird.
120 Titel habe er seit Verlagsgründung herausgebracht. Fast drei Viertel aller deutschsprachigen Publikationen zum Thema Monster und Mythen kommen entweder aus seinem Verlag, sagt er. “Oder ich bin Mitautor oder sie sind von mir herausgegeben worden.”
Dies ist ziemlich missverständlich. Der Twilight-Line Verlag hat seit seiner Gründung 120 Titel publiziert, aber davon nur zu einem gewissen Teil kryptozoologischer Natur. Wir haben ein wesentlich breiteres Themenspektrum.
Interessant wird es mit dem Satz, dass fast drei Viertel der deutschsprachigen Literatur über Monster und Mythen aus unserem Verlag stammen sollen. Dies ist schlichtweg falsch. Korrekt müsste es heißen, dass von den aktuell im Handel erhältlichen rein kryptozoologischen Titeln – also nicht Monster und Mythen – drei Viertel der Literatur entweder von mir selbst stammen, ich daran als Mitautor oder Berater mitgewirkt habe oder aber meine Arbeit darin erwähnt wird. Hier wird eine Aussage mit einer anderen vermischt und aus dem Kontext falsch heraus zitiert.
Die schmalen Bücher und Broschüren des Twilight-Line-Verlags
Ähm, arbeite ich im falschen Verlag? Aus einer Heftausgabe des Fährtenlesers und einem kleinen Taschenbuch auf unser ganzes Programm zu schließen, halte ich doch etwas für übertrieben.
Schon ab einer verkauften Auflage von 500 bis 1000 Stück fährt er Gewinne ein.
Noch so ein schöner Satz, der mir richtiggehend gefällt. Eigentlich nicht falsch, aber der Hintergrund lautet, wenn wir – abhängig vom Titel und Umfang – 500 bis 1000 Exemplare eines Titels verkaufen, sind die reinen Printkosten gedeckt und der jeweilige Titel rutscht in eine Gewinnzone. Von der nötigen Arbeitszeit und vom Vertrieb wird hier gar nicht geredet, denn diese Gewinne gehen an den Verlag, nicht an mich, und müssen an die beteiligten Personen aufgeteilt werden. Das mir persönlich am Ende bei guten Vertriebszahlen ein eigener Gewinn verbleibt, ist eine andere Geschichte.
Oder, wie Emo, das Drei-Meter-Monster vom nordhessischen Edersee, als Hecht oder auch ein großer Karpfen, der manche Badegäste erschreckt. “Wir” – die Interessengemeinschaft Kryptozoologie – “sind dem nachgegangen”, sagt der Forscher. Gefunden haben sie nichts.
Beim Edersee-Monster (kurz EMO) ist hier etwas verwechselt worden. Wir haben mehrere Monstermeldungen aus dem Edersee erhalten und vor Ort recherchiert. Aber statt nichts gefunden zu haben, konnten wir alle Meldungen als Verwechslungen mit großen Hechten, Karpfen und Welsen erklären.
ein Thema, das ein Tummelplatz für Spinner, Träumer und Fantasten ist.
Diese Aussage finde ich in dieser Form etwas Schade, denn wir arbeiten hart daran, hier sehr viel Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, um die ernsthafte Forschungsarbeit der kryptozoologischen Studie zur Erforschung und Dokumentation von vor dem Menschen verborgen existierender Tiere voranzutreiben und diesem negativen Image entgegen zu wirken. Wer mehr darüber erfahren möchte, sollte das Buch Auf der Spur des Unbekannten lesen.
Letztendlich sind es gerade solch fehlerhafte Zusammenhänge bei einem von einem kryptozoologisch unbeteiligten Autoren verfassten Text aus einem mündlichen Interview, weshalb ich ungerne Interviews gebe. Es sind einige Dinge aus dem Kontext gerissen und falsch wiedergegeben worden.
Hallo Michael, ich finde es sehr gut, dass Du hier auf einige Unklarheiten und Unkorrektheiten eingegangen bist und diese richtig gestellt hast. Betrifft es ja leider nicht nur Dich, dass Aussagen im Interview nachher in gedruckter Form falsch bzw. unkorrekt wieder gegeben werden. Trotzdem war der Artikel im Gegensatz zu anderen Artikeln, wie Du schon erwähnt hast, im Ganzen eigentlich positiv zu sehen.
Gruß, Hans-Jörg