Wie Vulkane unsere Zivilisation bedrohen

Naturphänomene

Unsere Publikation Supervulkane befasst sich mit der unbändigen Kraft dieser vulkanischen Monster, die den Fortbestand unserer modernen Zivilisation bedrohen. Doch benötigt es überhaupt der Zerstörungskraft eines Supervulkans, um unser aller Leben zu beeinflussen?

10.08.2021
Ätna, Fagradalsfjall und Merapi

Gleich drei Vulkane speien Feuer, Steine und Gase in den Himmel. Man nimmt diese Nachrichten zur Kenntnis und vergisst diese Ereignisse zumeist gleich wieder. Denn keiner dieser drei Vulkane ist ein Supervulkan. Warum sollte man sich also Sorgen machen? Die Erde dreht sich weiter, wir haben Essen, Trinken und auch Spaß an den modernen Errungenschaften unserer Zivilisation. Weshalb sollten wir uns Sorgen über ein paar kleine Vulkane machen, die niemals einen VEI (Volcanic Explosivity Index) vom Ausmaß eines Supervulkans erreichen?

Doch! Wir sollten uns Sorgen machen, denn bereits ein relativ kleiner Vulkanausbruch kann die gesamte Weltwirtschaft durcheinander wirbeln und unsere moderne Gesellschaft bedrohen.

Was wird geschehen, wenn solch kleine Vulkane an wichtigen wirtschaftlichen Knotenpunkten ausbrechen?

Supervulkane

Erinnern wir uns zurück an das Jahr 2010. Der Vulkan Eyjafjallajökskull auf Island bricht aus und legt den gesamten europäischen Flugverkehr lahm. Eigentlich ein relativ harmloser Ausbruch in einer abgelegenen Gegend dieser Welt, doch dieser Vulkan hatte die Macht Flugzeuge an den Boden zu binden, Touristen auf Flughäfen stranden zu lassen und selbst das Militär konnte wenig gegen den Eyjafjallajöskull ausrichten, auch diese Flugzeuge mussten am Boden bleiben.

Die Geologin Lara Mani der Cambridge University veröffentlichte mit ihrem Team einen entsprechenden Artikel auf Nature.com, der sich mit einer möglichen Bedrohung von Transportrouten, Kommunikationsverbindungen und Handelsnetzwerken durch Vulkaneruptionen befasst. Hierbei werden sieben besonders gefährdete Gebiete mit vulkanischer Aktivität aufgeführt, die Knotenpunkte unserer modernen Zivilisation darstellen.

  • Tatun-Vulkangruppe im Norden Taiwans
  • Changbaishan-Vulkankomplex in Taiwan im Grenzgebiet zu China
  • Indonesien mit seiner hohen Vulkandichte
  • Die Vulkane der Insel Luzon auf den Philippinen
  • Die Vulkane Italiens
  • Die Cascade Mountains Vulkankette an der US-Westküste und Kanada

Diese Regionen verfügen über eine besonders anfällige Infrastruktur durch Vulkanismus, deren Störung globale Auswirkungen auf die Wirtschaft haben können. Bewertet wurden die Gefahren durch Lava, Asche und sekundäre Folgen eines Vulkanausbruchs, wie submarine Rutschungen, Tsunamis und Schlammlawinen. Selbst ein kleiner Ausbruch in einem dieser Gebiete könnte Netzwerke unterbrechen, die für globale Lieferketten und Finanzsysteme essenziell sind.

Die Tatun-Vulkangruppe liegt an der Nordspitze Taiwans, am Rand der Metropole Taipeh. In Taiwan ist die Hauptproduktionsstätte von TSMC beheimatet, dem weltführenden Hersteller von Halbleiterchips für Computer und Automobilindustrie. Ein Ausbruch der Tatun-Vulkangruppe könnte die Schließung des Hafens von Taipeh erzwingen, die für die Lieferkette der Halbleiterchips unerlässlich ist. Dies würde zu schweren Auswirkungen auf die Technologieindustrie und die globalen Finanzmärkte führen.

Der Changbaishan-Vulkankomplex liegt an der chinesisch-koreanischen Grenze und ist berüchtigt für seinen hohen Tephra-Ausstoß. Eine mittlere Eruption mit VEI 4-6, könnte die verkehrsreichste Flugroute der Welt stören und den Seeverkehr über das Japanische Meer behindern.

Indonesien ist bekannt für seine hohe Vulkandichte, vor allem der Vulkan Merapi, der auch aktuell wieder aktiv ist. Noch verhält sich dieser Vulkan verhältnismäßig ruhig, aber er kann auch anders, wie der Ausbruch von 2010 beweist, als es einige Tote und viele Verletzte gab. Ein größerer Ausbruch des Merapi und damit der Ausstoß von Tephra könnte zu schweren Störungen des Welthandels führen. Durch den vulkanischem Auswurf könnte auch in Europa der Flugverkehr enorm gestört werden. Der Luftraum über Malaysia, Singapur und Indonesien müsste gesperrt werden. Schon ein Ausbruch mit einem VEI von 6 und die Schließung des Luftraums würde das Bruttoinlandsprodukt um 2,51 Billionen US-Dollar senken. Würde auch noch die Schifffahrt beeinträchtigt, ist der Schaden wesentlich höher.

Die Luzon-Straße ist eine der wichtigsten Schiffspassagen, die das Südchinesische Meer mit dem Philippinischen Meer verbindet. Hier verlaufen unter dem Meer 17 Kommunikationskabel, die Hongkong, Taiwan, China, Japan und Südkorea verbinden. Unterseeische Erdrutsche und Tsunamis könnten diese Kabel beschädigen und zu einem fast vollständigem Internetausfall in diesen Regionen führen. Dies hätte Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte.

In Europa sind vor allem die Vulkane Italiens eine massive Bedrohung der Infrastruktur. Der Vesuv und die Phlegräischen Felder liegen hier mit ihrer stetigen Aktivität im besonderen Blickpunkt. Aber auch der griechische Vulkan Santorin stellt eine entsprechende Bedrohung dar. Das Mittelmeer ist eine wichtige Passage für den Seehandel, für Rohstoffe und Güter aus dem Nahen Osten und Asien nach Europa. Auch liegen hier wichtige Seekabel für die Kommunikation mit Afrika, Nordamerika, dem Nahen Osten und Asien. Tsunamis und Erdrutsche könnten auch hier diese wichtigen Kabel zerstören und somit die Kommunikation stark beeinträchtigen oder gar unterbrechen. Hafenanlagen und der Suezkanal, der das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbindet und somit Schiffsrouten extrem verkürzt, die sonst den afrikanischen Kontinent umrunden müssten, könnten schwer in Mitleidenschaft gezogen werden. Im Vergleich kann man die sechstägige Schließung des Suez-Kanals im Jahr 2021 heranziehen, die durch die Strandung des Containerschiffes „Ever Given“ unterstrichen wird. Allein diese kurze Schließung verursachte einen Schaden zwischen 6 und 10 Milliarden US-Dollar. Die Schließung des Luftraumes aufgrund vulkanischer Aktivität hätte zudem katastrophale wirtschaftliche Folgen, da es zu gewaltigen Verzögerungen der Luftfahrt und Handelsnetze führen würde.

An der US-Westküste und in Kanada haben die Vulkane der Cascade Mountains Kette, wie der Mount Rainier, der Glacier Peak und der Mount Baker in Washington das Potenzial, um weiträumigen Schaden anzurichten. Schuttlawinen und Lahare könnten die Metropole Seattle erreichen. Vor 5600 Jahren legte solch ein Strom vom Mount Rainier 60 Meilen zurück und ergoss sich bis zum heutigen Hafen von Tacoma. Der vulkanische Fallout würde auch hier für eine Schließung des Luftraums sorgen, die Seehäfen müssten geschlossen werden. Flughäfen und Seehäfen in dieser Region machen 2,5% des Gesamtverkehrs der USA aus. Die Asche könnte sich bis in Teile Kanadas ausbreiten, einschließlich der Städte Vancouver, aber auch die amerikanische Stadt Portland würde stark beeinträchtigt. Ein Ausbruch mit einem VEI von 6 und die Schließung des Luftraums über dem Norden der USA und Teilen Kanadas, würde eine Minderung von bis zu 7,63 Billionen US-Dollar am globalen Bruttoinlandsprodukt über mehrere Jahren bedeuten.

Selbst diese für sich betrachtet kleinen vulkanischen Aktivitäten, im Gegensatz zur Eruption eines Supervulkans, haben somit das Potenzial, um unsere Gesellschaft massiv zu bedrohen und Schaden zuzufügen.

Autor: Martina Lohr

Twilight-Line Medien

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