In einer Stadt, die niemals wirklich zur Ruhe kam, lebte eine Frau mit einem Blick, so tief wie das Meer nach einem Sturm. Ihr kurzes, gelocktes Haar war wie eine ständige Erinnerung an ihre wilde Seele.
Sie besaß eine Gabe: Wenn sie sang, begannen ihre strahlenden Augen leicht zu leuchten, und die Welt um sie herum verstummte. Fremde wurden still. Tränen versiegten. Man hörte plötzlich die eigenen Erinnerungen – in ihrer Stimme schwebten Bruchstücke verlorener Zeit, als hätte der Gesang einen Kanal geöffnet zu etwas, das tief in uns verborgen lag.
Niemand kannte ihren Namen, doch viele suchten nach ihr – dieser Frau, deren Stimme wie Nebel durch die Straßen glitt. Manche behaupteten, sie sei ein Schattenwesen, geboren aus den unerzählten Geschichten der Stadt, andere sahen in ihr eine moderne Sirene, die nicht ins Verderben, sondern in Vergangenes lockte.
Abends, wenn der Wind über die Dächer strich und der Asphalt noch vom Tageslicht schimmerte, saß sie oft auf dem Rand des Brunnens auf dem Platz vor der alten Bibliothek. Dort sang sie nicht für Applaus – sie sang für jene, deren Herzen vergessen hatten zu fühlen. Ihr Gesang war nicht laut, nicht aufdringlich. Und doch drang er durch Mauern und Zweifel hindurch.
Fotografie aus Leidenschaft
Michael Schneider ist Fotograf und Filmemacher aus Leidenschaft, mit einer Spezialisierung auf Tier- und Naturaufnahmen, Landschaftsfotografie und Portraitaufnahmen. Vornehmlich fotografiert er für sein privates Archiv, aber auch beruflich für Medienproduktionen und Projekte, Auftragsarbeiten und als freier Fotograf für Kunden.
