Südafrikas Mörderbaum

Umdhlebi: Südafrikas Mörderbaum

In der Pflanzenwelt existieren einige wahrlich giftige Vertreter, die für Mensch und Tier tödliches Gift in ihren Früchten tragen. Andere Giftpflanzen tragen starke Toxine in ihrem Körper, so dass der Verzehr einer solchen Pflanze tödlich enden kann. Wieder andere besitzen ein Kontaktgift, das bei Berührung mit der Haut zu wirken beginnt. Jedoch schien es in Südafrika einen seltsamen Baum zu geben, der bereits bei der bloßen Annäherung töten konnte: Der Umdhlebi

Am 02. November 1882 beschrieb der in Südafrika tätige Missionar Reverend G.W. Parker Details über diesen faszinierenden und gefährlichen Baum in der Fachzeitschrift Nature (siehe THISELTON DYER, W. Umdhlebi Tree of Zululand. Nature 27, 7 (1882)) . Parker kam während seiner Missionarstätigkeit in Zululand (Südafrika) diesem mysteriösen Gewächs auf die Spur. Er beschrieb die Pflanze als hinterhältig aussehenden Baum mit großen, dunkelgrünen Blättern, die spitz zulaufen und recht brüchig erschienen. An den Ästen befanden sich eine ganze Reihe an Früchten, die wie schwarze Stangen mit einer roten Spitze aussahen. Die Rinde des Baumes war brüchig und hing in großen Stücken herab. Unter herabhängenden Rindestücken war jedoch ein Belag aus neuer Rinde zu erkennen.

Jedoch das seltsamste Merkmal an diesem mysteriösem Baum war jenes, dass er in der Lage war jedes Lebewesen zu vergiften, das ihm zu nahe kam. Die Symptome der Vergiftung äußerten sich durch starken Kopfschmerz, blutunterlaufene Augen und Delirium, die mit dem Tod endeten.

Der Stamm der Zulus opferte diesem Baum Schafe und Ziegen, um die bösen Geister in seinem Inneren zu besänftigen. Zudem versuchten sie die Früchte des Baumes zu sammeln, die auf den Boden fielen, da diese nach ihrem Glauben das einzig wirksame Gegenmittel gegen die bösen Kräfte des Baumes zu besitzen schienen, möglicherweise auch eine berauschende Wirkung besaßen. Das Fatale an diesen Sammelaktionen war jedoch der Umstand, das man nur dann ohne Verluste in die Nähe des Baumes gelangen konnte, indem man sich von jener Seite dem Baum näherte, die dem Wind zugewandt war, da der Wind die giftigen Ausdünstungen des Baumes davontrug. Kam man von der falschen Seite oder drehte der Wind, war der Sammler dem Tode geweiht.

Parker resultierte aus diesen Umständen die Vermutung, dass dieser Baum ein tödliches Gas aus seinem Nährboden absonderte, das alle Lebewesen in seiner Nähe vergiftete. Er erwähnte ebenfalls, dass der Umdhlebi bevorzugt auf kargem Boden wächst und vermutlich von den verfaulenden Überresten seiner Opfer lebt, welche langsam in den Boden sickern. Allerdings war Parker auch der Auffassung, dass dieser Baum auch auf anderen Böden gedeihen könne.

Aus verständlichen Gründen beschrieb Parker, das jenes Land in einem gewissen Umkreis um diese Bäume nicht besiedelt wurde. Im Laufe der Zeit schien dieser Baum jedoch immer seltener zu werden, je mehr sich der Mensch in diesem Gebiet ausbreitete. Außer den Berichten der Zulu und dem Artikel von Reverend G.W. Parker existiert kein wissenschaftlicher Beweis für die Existenz dieses Baumes, so dass bis heute kein wissenschaftlicher Nachweis darüber vorliegt. Unter Umständen wurden die Siedler dem mysteriösen Umdhlebi zum Verhängnis, so dass dieser aus unserer Welt verschwand.

Was sich hier wie eine fantastische Horrorgeschichte anhört, könnte jedoch einen realen Hintergrund haben. In der Tat könnte es Pflanzen geben, die sich durch Absonderung von giftigen Gasen mit Nährstoffen versorgen, die durch Zersetzungsprozesse freigesetzt werden. Reverend Parker beschrieb dies bereits in seinem Bericht. Das Pflanzen verschiedenste Tricks aufwenden können, um auch an unwirtlichen Orten zu überleben, ist kein Geheimnis und deren Anpassungsfähigkeit enorm. Fleischfressende Pflanzen, wie die Venusfliegenfalle, sind hier Beispiele extremer Anpassung an karge Untergründe, die kaum die Möglichkeit geben, dort mit natürlichen Nährstoffen versorgt zu werden.

Im Normalfall wandeln Pflanzen durch Photosynthese Kohlendioxid in Sauerstoff um, weshalb sollten es Pflanzen nicht ebenso für ihre Zwecke nutzen, um auf kargem Untergrund eine endemische Nische auszufüllen und einen Lebensraum zu nutzen. Die von Parker beschriebenen Symptome (Kopfschmerz, blutunterlaufene Augen, Atemnot, Wahnvorstellungen und Delirium mit Bewusstlosigkeit bis hin zum Tod) sind z.B. typische Symptome einer Kohlenmonoxidvergiftung und Kohlendioxidvergiftung. Es wäre also durchaus denkbar, das ein Baum statt reiner Photosynthese auch eines dieser Gase aussondert, um sich über die Wurzeln von den Nährstoffen zu ernähren, die bei der Zersetzung toter Tiere/Insekten entstehen, nachdem diese im Umkreis des Baumes sterben und verwesen.

Auf jeden Fall eine faszinierende Schilderung einer mysteriösen Pflanze.

Autor: Michael Schneider

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