Die Nacht legte sich wie ein samtener Schleier über den Wald, die Nebelschwaden krochen gespenstisch durch die knorrigen Bäume. Ein junger Reisender, dessen Name längst aus den Erinnerungen der Menschen verblasst war, wanderte auf einem verborgenen Pfad, getrieben von einer unsichtbaren Sehnsucht.
Dann erschien sie. Hochgewachsen und von überirdischer Schönheit, ihre Haut schimmerte wie silbernes Mondlicht, und ihre Augen waren tief und unergründlich wie ein sternloser Nachthimmel. Die Elfe sprach nicht – sie brauchte keine Worte. Ein einziges Lächeln genügte, um den Fremden in ihren Bann zu ziehen.
Er folgte ihr, ohne nachzudenken, ohne zu zweifeln. Ihre Bewegung war geschmeidig wie fließendes Wasser, ihr Haar wirbelte um sie herum wie Schattenflammen. Der Wald schien sich zu verändern, je tiefer sie ihn führte – die Bäume wurden höher, ihre Äste schlossen sich über ihnen wie ein Käfig, und die Sterne verblassten in der Dunkelheit.
Er spürte keine Angst. Nur Verlangen.
Dann hielt sie inne. Das Lächeln auf ihren Lippen wurde eine Ahnung von etwas Unheilvollem.
„Nun bist du mein“, flüsterte sie, ihre Stimme wie ein fernes Echo.
Ein Schrei durchbrach die Stille – doch niemand hörte ihn. Und so verschwand er. Kein Fußabdruck blieb zurück, keine Spur von ihm in der Erde. Nur der Wind trug das leise Flüstern der Schattenelfe weiter durch den Wald.
Und wer ihr folgte, kehrte nie zurück.
