Das Geisterrestaurant von Waxahachie

Der Bundesstaat Texas, auch Lone Star State genannt, ist nach Alaska der zweitgrößte Staat der USA. Das Klima reicht von subtropisch im Süden, über maritim, bis hin zur gemäßigten Zone im Osten. Jeder der von Texas hört, denkt erst einmal an riesige Erdölfelder, Rinderherden, dicke Autos mit Rinderhörner auf der Motorhaube, auffällige Gürtelschnallen und Cowboyhüte im Geschäftsleben. Doch genau dieser Bundesstaat ist aufgrund seiner Geschichte prädestiniert für Geister und Spukhäuser.

Das Land ist durchtränkt von Geschichte, angefangen bei den Texanischen Indianerkriegen, kurz unterbrochen durch den Sezessionskrieg und die Vertreibung der indigenen Bevölkerung. Die Sklaverei in den Südstaaten, die viel Leid hervorgerufen hat, bis zur heute noch bestehenden Todesstrafe, die in diesem Staat noch ausgeführt wird.

Begeben wir uns ins Städtchen Waxahachie im Ellis County von Texas. Ein kleines verschlafenes Städtchen mit rund 30.000 Einwohnern. Die Architektur der Stadt ist größtenteils von Verzierungen und Verschnörkelungen geprägt. Darum nennt man sie auch „The Gingerbread City“, dennoch hat sie eine dunkle Vergangenheit. Große Baumwollplantagen prägten das Land rund um die Stadt. Verblieben sind die großen Herrschaftshäuser im Plantagenstil, die uns zu manchen Träumen anregen. Allerdings können sich diese Träume in wahre Alpträume verwandeln.

Im Herrenhaus der Welsh Plantage wurde ein Restaurant eingerichtet, das den Titel Catfish Plantation Restaurant trägt. Spezialisiert ist es auf Welse (Catfish), Cajun-Küche und Down Home Cooking. Das Herrenhaus ist aus dem Jahr 1895 und wurde von einem Farmer namens Anderson im für diese Stadt bekannten Stil erbaut. An der Vorderseite des Hauses befindet sich ein großes Erkerfenster, dessen Blick auf die Straße gerichtet ist. Die große Veranda ist von einem Vorgarten mit weißem Lattenzaun umgeben. Von 1895 bis 1970 wurde es als Privathaus genutzt. Danach befand sich eine Arztpraxis und mehrere relativ erfolglose Restaurants darin. 1985 lag es mitten in einem Wohnviertel und wurde an die Familie Baker verkauft. Allerdings wussten die neuen Besitzer nicht, dass es in diesem Haus schon lange spukt. Angesprochen hatten sie die drei Speisesäle mit Holzkaminen und die mit Antiquitäten eingerichteten Räume. Das Ambiente war einfach passend, um ein neues Restaurant zu eröffnen.

Catfish Plantation Restaurant
Catfish Plantation Restaurant
Foto: Wayne Boyle

Die Bakers wurden schon kurz nach der Eröffnung ihres Restaurants mit drei Geistern konfrontiert, mit denen sie nicht gerechnet hatten: Caroline, Elizabeth Anderson und Will. Auch allgemeine Spuk- und Poltergeisterscheinungen erschreckten die Neubesitzer.

Die Bakers stammten aus Dallas, und so pendelte Mrs. Baker die erste Zeit noch zwischen  Dallas und Waxahachie, um im Restaurant zu arbeiten, während Mr. Baker in Dallas noch einige Projekte abschloss. Mrs. Baker hatte in dieser Zeit als einzige einen Schlüssel, sie war die erste im Haus und am Abend die letzte Person, die auch wieder absperrte.

Die Geister machen sich bemerkbar

Als sie eines Morgens das Haus betrat, roch es nach frisch gebrühtem Kaffee. Sie betrat irritiert die Küche und fand dort eine frische Kanne heißen Kaffees. Drei Wochen später fand sie auf dem Küchenfußboden eine relativ große Kanne für Eistee vor, in der säuberlich gestapelt Kaffeetassen gelagert waren. War dies schon ein dezenter Hinweis von Caroline, das Restaurant besser in ein anderes Gebäude zu verlegen?

Doch dies war erst der Beginn der Ereignisse, die von nun an zunahmen. Verschüchterte Angestellte berichteten von durch den Raum fliegenden Kaffeetassen. Eine Dose getrockneter Schnittlauch segelte aus dem Regal und der Schnittlauch verteilte sich während des Flugs in der gesamten Küche. Lebensmittel flogen aus dem Nichts heran und trafen die Angestellten schmerzhaft. Besonders auf die Weingläser hatte es der Geist abgesehen. Sie wurden so schnell zertrümmert, dass Mrs. Baker Schwierigkeiten hatte immer genügend auf Vorrat zu haben, damit sie den Restaurantbetrieb problemlos aufrechterhalten konnte.

Was tun? Verzweifelt wandte sich die Familie an Parapsychologen, Geisterjäger, Hellseher und Medien. Alle arbeiteten kostenlos daran, dem Geheimnis des Hauses auf die Spur zu kommen. Man fand heraus, dass es drei Geister gibt, darunter auch Caroline. Sie war eine Vorbesitzerin des Hauses, gastfreundlich, eine gute Köchin und ein richtiger Familienmensch. Nur eines konnte sie absolut nicht Ausstehen, und das war Alkohol. Unter dieser Abneigung mussten die Weingläser leiden. Sie lebte von 1953 bis 1970 im Haus und weiß scheinbar nicht, dass sie im Alter von 80 Jahren dort gestorben ist.

Der zweite Geist, Elizabeth, meldete sich während einer Seance im Speisesaal. Das Geschirr klapperte in der Küche, obwohl dort niemand war, an den Wänden klopft es und die Kerze in der Mitte des Tisches leuchtete grell auf. Mit einem lauten Knall flog die Küchentür auf und die Erscheinung einer jungen Frau in einem alten Hochzeitskleid betrat den Raum. Sie wurde als Elizabeth identifiziert. Die Erscheinung begleitet der Duft von süßen Rosen und kalten Stellen, die sich durch die Räume bewegen. Seit der Seance wird sie immer wieder gesehen. Ihr Lieblingsplatz ist scheinbar ein Tisch am großen Erkerfenster, von dem aus sie gerne in Richtung Innenstadt sieht. Man könnte fast sagen Elizabeth ist ein sehr kontaktfreudiger Geist, denn sie geht gerne auf Menschen zu und berührt sie. Manche Kunden berichten sogar davon, dass sie Elizabeth nach Hause begleitet hat, um sich dann wieder in Luft aufzulösen.

Mrs. Baker dachte sich nach der Seance nichts weiter, da Elizabeth bisher nicht in Erscheinung getreten war. Doch die Sitzung schien etwas ausgelöst zu haben. Als sie eines Abends noch Papierkram erledigen muss, spürte sie Kälte an ihrer rechten Hand, die 15 Minuten anhielt. Es fühlte sich an, als würde jemand ihre Hand halten. Auch im Restaurant wurde Elizabeth nun tätig. Die Gäste wussten nichts von der Seance und trotzdem berichteten sie den Angestellten von der Erscheinung.

So saß eines Abends eine Familie mit ihrem Baby in der Nähe des Erkerfensters, sie kamen mit der Kellnerin ins Plaudern, die sich nach dem Namen des Babys erkundigte. Der Name des Kindes war Alicia. Als sie zu Abend aßen, wurde die Frau auf eine Bewegung am Erkerfenster aufmerksam. Das Fenster war mit Feuchtigkeit angelaufen und man konnte dort deutlich den Namen Alicia lesen. Da man das Fenster gut im Blick hat, wäre es aufgefallen, hätte sich dort jemand zu schaffen gemacht. Dieses Ereignis wird von verschiedenen anwesenden Personen bestätigt.

Will, der Schweigsame

Geist einer Weißen Frau

Der dritte Geist ist Will, er hält sich gerne auf der Veranda auf, manchmal kommt er aber auch ins Restaurant, um nach dem Rechten zu sehen. Er ist eine sichtbare Erscheinung, die von Kältespots begleitet wird, die sich durch den Raum bewegen. Man vermutet, dass er auch hinter anderen Phänomenen im und rund um das Restaurant steckt. Interessant an dieser Erscheinung ist, dass er auch schon die Polizei narrte. Eine Streife fuhr am Haus vorbei und sah einen Mann im Overall auf der Terrasse. Da dies nach Tageszeit und Umgebung ungewöhnlich war, stoppte die Polizei und wollte den Mann überprüfen. Sie begaben sich auf die Terrasse und gingen auf den Mann zu, der sich vor ihren Augen in Luft auflöste. Verblüfft begaben sich die Polizisten auf die Suche, sie wollten nicht akzeptieren, dass sich jemand einfach in Luft auflöst, und dachten er hätte sich irgendwo versteckt. Trotz intensiver Suche rund um das Haus blieb Will natürlich verschwunden. Als sich die Beamten im Restaurant erkundigten, erfuhren sie von Will, konnten aber immer noch nicht glauben, einem Geist begegnet zu sein.

Es gibt natürlich auch Phänomene die nicht an bestimmte Geister gebunden sind. Es kann jeder der drei Anwesenden sein, es kann aber auch etwas ganz anderes dahinter stehen. So gibt es viele kalte Stellen im gesamten Restaurant, die ständig in Bewegung sind. Es handelt sich hierbei um keinen Luftzug, sondern lokalisierte Kältespots.

Das Restaurant ist mit sehr vielen Antiquitäten eingerichtet. Darunter alte Uhren, die tlw. nicht einmal mehr ein Innenleben besitzen, bzw. die einfach nur seit vielen Jahren nicht mehr funktionieren. Hin und wieder soll es vorkommen, dass sie zur vollen Stunde schlagen, sich die Zeiger und Pendel bewegen. Immer wieder überprüft man, ob diese Uhren evtl. doch noch funktionsfähig sind, wenn man jedoch eine Uhr ohne Uhrwerk hat, hilft das ganze Prüfen nichts. Da kann einfach kein Stundenschlag funktionieren.

Türen sollen sich öffnen und schließen, ob sie verriegelt sind oder nicht. Es kommt auch vor, dass nicht verriegelte Türen sich nicht mehr öffnen lassen und Gäste in Nebenräumen eingesperrt werden. Rettung kommt dann meist vom Personal, das die Gäste aus ihrer Gefangenschaft befreit. Dies ist ein eher ärgerliches Phänomen, denn viele neue Gäste kennen den Hintergrund des Restaurants nicht und bezichtigen das Personal sie eingesperrt zu haben. In solchen Fällen helfen dann nur lange Erklärungen, um die Empörung der Gäste zu beruhigen.

Auch Lichter sollen von selbst an oder aus gehen, obwohl niemand am Sicherungskasten war. In Küche und Toiletten fließt plötzlich Wasser aus den Hähnen und manch kleine Überschwemmung war schon die Folge, wenn man es nicht schnell genug bemerkt hatte.

Die Küche ist scheinbar ist der Lieblingsspielplatz von Caroline. Die Kühlschränke öffnen und schließen sich ohne erkennbaren Grund. Nachdem sie dort schon mit Kaffeetassen, Lebensmitteln und Schnittlauch geworfen hat, schreibt man diese Phänomene ihr zu. Aber sicher ist das natürlich nicht.

Was macht die geplagte Familie Baker, um sich nicht die Wut der Gäste zuzuziehen? Man hat aus der Not eine Tugend gemacht und ein Schild am Eingang des Restaurants aufgestellt. Sie bitten die Gäste, übernatürliche Phänomene bitte an das Personal zu melden. Im Restaurant liegen Flyer aus, die den Gästen die drei Hauptgeister vorstellen und erklären. Bekannt ist das Restaurant eigentlich nicht für seine Geister, sondern für seine hervorragende Küche, und so sehen die Gäste von kleinen Unannehmlichkeiten wie zerspringenden Weingläsern gerne einmal ab.

Autorin: Martina Lohr

Geist

Paranormale Phänomene

Geist im Wald

Spuk und Geisterphänomene

Twilight-Line Medien

Nächster Beitrag

Monochrome Monday

Schreibe einen Kommentar

  Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und stimme der Übermittlung meiner Daten zu diesem Kommentar zu.

Hexenliebe Two crude ones Ein bisschen Leben Adja – Kopfgeldjägerin der Hölle Der Prometheusspiegel Der Wald Mister Allgegenwärtig Der Wohnwagen